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und digitalen Bildkunst
 

  Books - die Foam-Liste Nr. 6, September 09
von Sebastian Hau

Link zur englischen Version der Foam-Liste Nr.6/2: www.fotokritik.de/_artikel_103_1.html



Stefan Canham, „Hong Kong – Rooftops“, Peperoni 2009


Seit Hannes Wanderer 2004 seinen Verlag Peperoni Books gründete, sind dort spannende und wohl-produzierte Bücher erschienen. Das letzte, „Hong Kong“, eine Zusammenarbeit zwischen dem Fotografen Stefan Canham und der Architektin Rufina Wu, ist mit seinen 300 Seiten, mit ausführlichen Essays und architektonischen Zeichungen über die Lebensbedingungen der Dachbewohner fast eine wissenschaftliche Arbeit. Das Phänomen der semi-legalen Behausungen auf den Hochhausdächern Hong Kongs existiert seit über 50 Jahren. Schätzungen gehen von über 9.000 zumeist in Wellblechhütten untergebrachten Gemeinschaften aus. 20 verschiedene Haushalte werden hier dokumentiert, und die nüchterne und engagierende Vorgehensweise bringt Lebenswelten ans Licht, die mit den Klischees von Slums nichts zu tun haben. Die vornehmlich Migranten in diesen informellen Behausungen wohnen, sind keine Verbrecher oder Underdogs, sondern arbeiten in der City am Existenzminimum, in prekären Jobs, aber meistens in gewisser Sicherheit. Deswegen erstaunt es dann fast nicht mehr, dass viele der Hütten auch einen Computer aufweisen. Dieses und viele andere Details sowie seine gesamte Integrität machen das Buch anregend und vorbildlich.


"peperoni-books.de/portraits_from_above.html";, "dialectdesign.blogspot.com/2009/06/rufina-wu-and-stefan-canham-on-hong.html";,"deconarch.wordpress.com/2009/06/02/rooftop-communities-in-hongkong-ghetto-with-city-view/";



Photographing America: Henri Cartier-Bresson/ Walker Evans 1929-1947


Diese Gegenüberstellung der Arbeiten Evans’ und Bressons aus den dreissiger und vierziger Jahren garantiert historische sowie ästhetische Erkenntnisse. Die Autoren haben die gemeinsame, kurze Geschichte der beiden stilbildenden Fotografen sorgfältig aufbereitet, und im Bildteil des Katalogs die Bilder intuitiv editiert und sich dabei glücklicherweise gegen eine chronologische Abfolge entschieden. Es ist wahr, dass man viele der Fotografien Evans’ schon kennt, aber viele der Bilder von Cartier-Bresson kannte ich noch nicht. Vor allem das Editing, das gradlinige Layout und die angemessene Druckqualität machen dies zu einem wunderbaren Buch.


www.guardian.co.uk/artanddesign/2009/jul/20/photographing-america-evans-cartier-bresson";,www.henricartierbresson.org/



Vince Aletti, "Male"


Die Sammlung Alettis ist zurückhaltend gestaltet, jegliche Sorgfalt ist der Präsentation der Bilder vorbehalten. Die männlichen Akte stammen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Fotografie, und sofort überzeugt uns das Auge und der Geschmack des Sammlers. Erotik, Stolz, Schwäche, Kraft sind nur Stichworte, die vor den Bildern selbst verblassen, und nicht umsonst ist Aletti einer der einflussreichsten amerikanischen Kritiker. Neben den Reproduktionen seiner Sammlung findet sich in der Mitte eine ausklappbare Tafel, in der Einblick in die Räume des Sammlers und ein Überblick über seine Sammlung gewährt wird. Ein Buch, das sich an Liebhaber und Sammler wendet, jedoch reichen Einblick in die Geschichte der Darstellung des männlichen Körpers gestattet.


www.whitecolumns.org/view.html?type=exhibitions&id=364";
www.interviewmagazine.com/blogs/art/2008-12-08/the-male-man/";
www.newyorker.com/magazine/bios/vince_aletti/search?contributorName=vince%20aletti"



Nagano Shigeichi, "Hong Kong Reminiscence 1958"


Dem ausserhalb von Japan unbekannten Fotografen Shigeichi wurden in Japan bereits drei Bücher gewidmet, das erste war eine Publikation in der angesehenen Serie Hysteric Glamour. Nun erscheint ein auffallend schön gestaltetes Buch mit Bildern, die bei einem Aufenthalt in Hong Kong 1958 entstanden sind. Der Fotograf ist nicht leicht einzuordnen und nur das vorurteilsfreie Auge erkennt seine Qualitäten. Seit den vierziger Jahren bis in die späten neunziger dokumentiert er das Alltagsleben in Japan, und auch bei seinem Besuch in Hong Kong fotografiert er unermüdlich in den Strassen, porträtiert, bis hinein in die Opiumhöhlen in Kowloon, wo er allerdings schnell vertrieben wurde.Seinen Bildern fehlt das Dramatisieren, das formale Spiel mit Schwarz und Weiss, die Stereotypen und Anmassungen über Menschen, die man aus den fünziger Jahren so gut kennt, von Doisneau bis zur Family of Man. Stattdessen ließe er sich vielleicht dem italienischen Neorealismus zuordnen, und es ist klar, warum ihn gerade eine heutige Generation von japanischen Fotografen entdeckt: weil sich im Angesicht der Stadt jeder Fotograf ständig neu erfinden muss, und man gerade bei seinen unscheinbaren Bildern soviel über das von ihm Fotografierte lernt.


"en.wikipedia.org/wiki/Shigeichi_Nagano";,www.photojpn.org/books/theme/nagano.html";,www.lensculture.com/nagano.html";


18.09.2009